#takeyourrights: Jugendliche befassen sich mit Grund- und Menschenrechten
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Menschenrechte gelten überall – sogar und natürlich auch in der Luft. Denn: wohl zum ersten Mal überhaupt haben Mitglieder des Jugendzirkus Maccaroni die Menschenrechte artistisch interpretiert und das in luftiger Höhe vor dem Kino „Die Kurbel“ in der Kaiserpassage. Anlass der Performance war das Projekt „Baustelle Zukunft: #takeyourrights“ des Stadtjugendausschuss (stja) e. V. im Rahmen der Europäischen Kulturtage (EKT) 2018 zum Thema „Aufbrüche-Umbrüche. Gleiche Rechte für alle“. Mehrere Jugendgruppen hatten sich seit mehreren Monaten mit einzelnen Grund- und Menschenrechten, deren Selbstverständlichkeit und Existenz im Alltag leicht vergessen werden, künstlerisch auseinandergesetzt. Noch vor der offiziellen Eröffnung der EKT wenige Tage später präsentierten sie ihre Ergebnisse im Kurbel-Kino.
„Alle Jugendlichen haben Aufbrüche und daraus sind auch schon immer Umbrüche geworden. Genau die bewegen und verändern die Welt“, sagte Oberbürgermeister Frank Mentrup bei der Vorstellung der #takeyourrights-Projekte. Menschenrechte seien nichts Statisches. „Wir müssen uns jeden Tag für sie einsetzen“, so der OB weiter. Ebenso müsse man sich Menschenrechte nehmen, Selbstvertrauen haben und sie zeigen, so wie in den Projekten hier. Er forderte die jungen Menschen dazu auf, aktiv zu sein. Er würde sich freuen, wenn er den einen oder anderen in einem Bürgerverein oder bei einer Kandidatur für ein politisches Amt wiedersehen würde. Stja-Geschäftsführerin Elisabeth Peitzmeier betonte, es gehe darum, sich über Grund- und Menschenrechte Gedanken zu machen, sie sich genau anzuschauen und den einzelnen Rechten damit Lebendigkeit zu verschaffen. #takeyourrights sei ein sehr selbstbewusster Titel. „Aber gelten die Menschenrechte wirklich für alle?“ fragte sie in die Runde.
Die einzelnen Projekte sind vor allem durch Vielfalt gekennzeichnet. So haben beispielsweise die Schülerinnen und Schüler der Amnesty-Gruppe am Bismarck-Gymnasium einen Stop-motion-Film mit Playmobil-Figuren erstellt. Unter die Lupe genommen wurde das Grundrecht der Versammlungsfreiheit. Damit wollen „wir zeigen, dass jeder seine Meinung in einem Rechtsstaat durch Versammlungen kundtun darf“, so die Amnesty-Gruppe. „Wir finden gerade in der heutigen Zeit ist es mehr denn je wichtig, sich aktiv am politischen Leben zu beteiligen zu besuchen, denn sie sind oft ein wirksames Mittel gegen Unrecht“.
Mit Artikel 19 aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen zum Thema Meinungs- und Informationsfreiheit hat sich die Gruppe „MeetMi“ befasst. Das sind junge Menschen, die sich immer mittwochs um 18 Uhr im Haus der Jugendverbände treffen, um sich über Möglichkeiten der Beteiligung für Jugendliche auszutauschen. Entstanden ist im Rahmen des Projekts ein Plakat, dem viele intensive Diskussionen vorausgingen. Freizügigkeit und Auswanderungsfreiheit war das Thema einer Gruppe von Jugendlichen, die regelmäßig den Kinder- und Jugendtreff Westside Paradise besucht. Grundlage war Artikel 13 der Menschenrechtserklärung. Entstanden ist eine Weltkarte ohne Ländergrenzen, auf der jeder seinen persönlichen Weg aus dem Herkunftsland nach Karlsruhe gekennzeichnet hat. „Wir wollen die Vielfalt unseres Jugendzentrums aufzeigen“, erläutern die Jugendlichen ihre Arbeit. Nahezu jede Besucherin und jeder Besucher habe einen Migrationshintergrund und dementsprechend sei man „ein bunter Haufen“.
Christian, 16 Jahre alt, und George, 17 Jahre alt, haben eine Umfrage unter Passanten zum Grundgesetz-Artikel 3, in dem es um die Gleichheit vor dem Gesetz geht, durchgeführt und dazu auch einen Film gedreht. Beide besuchen regelmäßig den Kinder- und Jugendtreff Durlach. In Form eines Raps haben Mosahn Ali, Saad Fares und Aisha Gift Ahmed den Artikel 24 der Menschenrechtserklärung umgesetzt. Darin geht es um das Recht auf Freizeit und Erholung. „Beim Schreiben des Songtextes haben wir überlegt, das Freizeit für uns und für die Leute um uns herum bedeutet“, betonen die Rapper. Man wolle mit dem Song anderen zeigen, wie wichtig Menschenrechte seien und dass alle Menschenrechte beschützen könnten. Gerappt haben auch Ojay, Taz und Julia, die sich die Grundrechte „Gleichheit vor dem Gesetz“ und „Versammlungs- Vereinigungsfreiheit“ ausgesucht haben.
Einen Selbsttest zum Thema „Gleichheit vor dem Gesetz“ und zur „Freiheit des Kulturlebens“ hat eine Gruppe von jungen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung durchgeführt. Sie wollten wissen: verändern sich die Chancen, wenn ausländisch und einheimisch aussehende Menschen mal gemeinsam, mal alleine in einem Club oder einer Disko Einlass möchten. „Die Ergebnisse der Tests waren durchaus interessant, teilweise wurde bezüglich der Einlasskriterien schlicht gelogen“, berichtet die Gruppe von ihren Erfahrungen. An einer Stelle sei gesagt worden, es sei eine Reservierung nötig oder Einlass gebe es nur für Stammgäste. „Aber es gab auch positive Überraschungen. Um die persönlichen Freiheitsrechte“ in Artikel 2 des Grundgesetzes ging es in einem Film einer Gruppe von jungen Leuten mit und ohne Migrationshintergrund. Der Film wurde innerhalb von fünf Tagen erdacht und filmisch umgesetzt. „Wir wollen für vorurteilsbelastetes Denken und Handeln sensibilisieren sowie zu Toleranz und positivem Wahrnehmen von Vielfalt motivieren“, betont die Gruppe.