Neue Stele erinnert an Fussballpionier Walther Bensemann
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Eine neue Stele am Engländerplatz in unmittelbarer Nähe der Geschäftsstelle des Stadtjugendausschuss (stja) e. V. erinnert seit wenigen Tagen an den Karlsruher Fußballpionier Walther Bensemann (1873 bis 1934). Als Schüler besuchte Bensemann eine englische Privatschule in der Schweiz und lernte so die Sportart kennen und verbreitete sie in Karlsruhe und schließlich in Süddeutschland. Als Student organisierte er gegen massive Wiederstände die ersten Länderspiele gegen eine englische Auswahl auf eben jenem Engländerplatz – lange vor der Gründung des Deutschen Fußballbundes im Jahr 1900. Bei der Gründung vertrat er etliche Vereine aus Karlsruhe und Mannheim. 1920 rief er das Fußball-Fachmagazin „kicker“ ins Leben, das heute noch existiert. Seine Ideale von Frieden und Völkerverständigung, die er auch über den Fußball verwirklichen wollte, ließen den jüdischen Mitbürger kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 in die Schweiz emigrieren.
Es sei ein Glücksfall, dass man die Stele hier errichten könne, sagte Oberbürgermeister Frank Mentrup bei der Enthüllung mit Blick auf den nach wie vor existierenden Engländerplatz. Er gehöre zum kollektiven Gedächtnis der Stadt mit Blick auf die Fußballgeschichte. Und: ohne den Namen und die Person Walther Bensemanns sei Fußball in Karlsruhe und andernorts nicht denkbar. Mentrup verwies vor allem auf das Engagement der Supporters
, dem Dachverband der Fußballfans des Karlsruher SC. „Von dort kam der Anstoß für die Stele, gemeinsam mit dem Fanprojekt des Stadtjugendausschuss“, betonte der Oberbürgermeister. Auch die Finanzierung haben die Supporters übernommen. „Das ist ein gutes Beispiel für gelebte Erinnerungskultur, die nicht von den politischen Repräsentanten ausgeht“, machte der OB deutlich.Die Supporters und das Fanprojekt
sehen schon seit einigen Jahren mehr als die Fanbetreuung und den Besuch von Spielen des KSC als ihren Auftrag, betonte OB Mentrup. So habe das Fanprojekt im vergangenen Jahr eine Fahrt zur Gedenkstätte Auschwitz organisiert und habe dabei insbesondere zum Schicksal des Karlsruher Fußballers Julius Hirsch gearbeitet. Marco Fuchs vom Vorstand der Supporters sagte, man plane weitere Aktionen. So beispielsweise einen fußballhistorischen Stadtrundgang, den man für Karlsruher Fans, aber auch für auswärtige Fans vor Spielen anbieten wolle. Eine weitere Station sei zum Beispiel das ehemalige Fußballstadion des Karlsruher Fußballvereins in der Hertzstraße.