Eindrücke, die sprachlos machen: Bildungsfahrt zur Gedenkstätte Auschwitz des Fanprojekts
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„Die Woche hat sehr viel gemacht mit mir“, sagt Nina Ohlhauser, regelmäßige Besucherin des Fanprojekts Karlsruhe. Seit ihrer Rückkehr von der Fahrt zu den Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz und Birkenau im polnischen Oświęcim sind nur wenige Tage vergangen, aber die Bilder wirken noch nach. „Man hat natürlich vorher viel gelesen, aber die Lager dann zu sehen, ist nochmal etwas ganz anderes“, fügt die 32-Jährige hinzu. Und: „Was man sieht, ist zum Teil entsetzlich“. Unterwegs war Nina Ohlhauser gemeinsam mit zwölf anderen regelmäßigen Besucherinnen und Besuchern des Fanprojekts Karlsruhe. Die Einrichtung des Stadtjugendausschuss e. V. hatte sich dafür mit dem Fanprojekt des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin zusammengetan. Aus der Hauptstadt waren ebenfalls 15 junge Erwachsene mit dabei. Es ist das erste Mal, dass zwei Fangruppen in Deutschland eine solche Fahrt unternommen haben.
Die sechstägige Reise war inhaltlich voll gepackt: In drei mehrstündigen Führungen besichtigten die Teilnehmenden das Stammlager Auschwitz, das Lager Birkenau und das Zwangsarbeitslager Monowitz des Chemiekonzerns IG Farben. Hinzu kamen Workshops und der Besuch der Ausstellungen in den Gedenkstätten. Die Teilnehmenden hatten sich entschieden, biographisch zu arbeiten und beschäftigten sich mit der Biographie des Karlsruher Fußballers Julius Hirsch, dessen Spur sich während der Deportation nach Auschwitz verliert, sowie mit Hermann Horwitz, dem Mannschaftsarzt von Hertha, der im Zuge seiner Deportation ebenfalls ums Leben kam. Die Teilnehmenden legten an den Erinnerungsorten in den Lagern eine Gedenkminute ein.
„Die Fahrt hat mir sehr geholfen, einen eigenen Blick auf den Holocaust zu bekommen“, erzählt Nico Ernst. Der 18-jährige Schüler hat die Fahrt ebenfalls mitgemacht. „Man kennt sonst nur die Bilder und Fotos. Das was man aber vor Ort sieht, macht sprachlos und geht an Grenzen“, ergänzt er. Das Vernichtungslager Birkenau sei „gigantisch groß“, merkt Teilnehmer Stefan Dörrich, ebenfalls regelmäßiger Besucher des Fanprojekts, an. Bei der vierstündigen Führung sei man drei Stunden allein unterwegs und sehe nur einen Teil des Lagers. „Hier zu sein und die Ausmaße zu sehen, die Ruinen, das Krematorium und die ganze Infrastruktur ist beeindruckend und schockierend“.
Organisiert und vorbereitet wurde die Fahrt auf Karlsruher Seite von Fanprojekt-Mitarbeiter Carsten Lindwurm. „Wir haben den Bereich der politischen Bildung bei dieser Fahrt sehr betont, weil wir klarmachen wollten, dass es sich um eine Bildungsfahrt handelt“, erläutert er. Deshalb habe es nicht ausschließlich Besichtigungen der ehemaligen Konzentrationslager gegeben, sondern auch Stadtrundgänge in Oświęcim selbst, aber auch durch das jüdische Viertel in Krakau. Der Vorsitzende des Stadtjugendausschuss e. V., Philipp Wendy, betonte, die Fahrt zu den Gedenkstätten passe sehr gut zur politischen Bildungsarbeit, die tagtäglich in den Einrichtungen vollzogen werde. Er verwies auch auf die Erinnerungsarbeit des Stadtjugendausschuss, beispielsweise durch den interaktiven Stadtrundgang „Nationalsozialismus in Karlsruhe“, sowie auf die Fachstelle gegen rechts, die beim Verein angesiedelt sei.