Kinderrechte nicht aus dem Blick verlieren

24. Dezember 2020

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Das Kinderrechtefest, das normalerweise Mitte Januar stattfindet, kann diesmal wegen der Pandemie nicht stattfinden. Für die Organisatoren von stja, Kinderschutzbund und Tollhaus Karlsruhe ist genau das ein Anlass, die Bedürfnisse und Rechte von Kindern nicht aus dem Blick zu verlieren. Kinder brauchten Begegnungen mit anderen Kindern, so Ralf Birkner, Leiter der Mobilen Spielaktion des stja. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, auch nicht in Krisenzeiten, wie sie im Moment vorherrschen“, betont er. Kindheit sei ein sehr intensiver Lebensabschnitt, im Moment erlebten Kinder diesen Abschnitt aber mit wenig Optimismus und Zuversicht.

„Wir Erwachsene sind in der Pflicht, dass die Kinder die Zeit der Pandemie nicht als verlorene Zeit erleben, sondern dass ihnen die Lebensfreude erhalten bleibt“, fordert Birkner weiter. Um Kinder tatsächlich ernst zu nehmen, brauche es ein Wissen um die Bedürfnislagen und Interessen von Kindern. „Wir Erwachsenen müssen Kinderrechte in unserem alltäglichen Umgang mit Kindern umsetzen“. Ein wichtiger Faktor dabei sei, dass deren Sicht auf die Dinge bei den Erwachsenen Gehör finde und berücksichtigt werde.

Ingrid Maierhofer-Edele vom Kinderschutzbund Karlsruhe macht deutlich, dass die Belastungen für die Familien durch die Coronapandemie stark von den sozialen Verhältnissen abhängen würden, in denen sie lebten. Familien, die schon vor Corona mehrfach belastet gewesen seien und am Limit lebten, kämen schnell an ihre Belastungsgrenze: beispielsweise Alleinerziehende, Familien mit vielen Kindern oder bei beengten Wohnverhältnissen. „Die Pandemie rückt die Ungleichheit in den Fokus, negativ betroffen sind vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien.“ Überforderung und daraus entstehende Aggressionen verstärken und machten häusliche Gewalt und Gewalt gegen Kinder wahrscheinlicher. „Die krisenbedingten Einschränkungen bergen viel Konfliktpotenzial für Familien.

Seit 2005 findet das Kinderrechtefest im Karlsruher Tollhaus statt. Geschäftsführerin Britta Velhagen hat die Veranstaltung nur schweren Herzens abgesagt. „Begegnungen ermöglichen ist unser Ziel, nun müssen wir Begegnung verhindern“, stellt sie fest. Es dränge sich die Frage auf, wie die nächste Pandemie verhindert werden solle, wenn man doch alles wieder so haben wolle, wie es war. Es gelte gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften, Fachkräften der Soziologie, der Ethik und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Konzepte zu entwickeln, abseits des „alles wieder Hochfahrens“. Das sei man den Kindern schuldig.

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